Universität Algier 2
Fakultät für Fremdsprachen
Abteilung für Deutsch, Spanisch und Italienisch
Dr. Ali Aberkane
Liebe Studentinnen und Studenten,
Herzlich willkommen im Seminar für Komparatistik und vergleichende Literaturwissenschaft!
Der Vergleich ist nicht nur ein wesentlicher Bestandteil und Aspekt wissenschaftlicher Diskurse, sondern auch ein Modus der Wahrnehmung unserer Realität und des Anderen. Dieser kann sowohl bewusst als auch unbewusst zustande kommen oder erfolgen. Daher besteht das Ziel unseres Komparatistik-Seminars vor allem darin, den Vergleich im herkömmlichen sowie literaturwissenschaftlichen Sinne des Wortes definieren zu versuchen. Dies impliziert bereits eine Konturierung und Differenzierung des Forschungsgegenstands und dessen Methoden auf verschiedenen Ebenen.
Neben und nach einem historischen Überblick über die Entwicklung des allgemeinen und literarischen Vergleichs, der im Laufe der Jahrhunderte zum Fach avancierte, soll dessen Verständnis aus heutiger wissenschaftlich-akademischer Sicht erörtert werden. Die sogenannten W-Fragen (Was, Wie, Wer usw. des Vergleichs) sind in diesem Zusammenhang als Leitfäden jener Erläuterung zu betrachten. Sie ermöglichen, die Dimensionen und Voraussetzungen des (literarischen) Vergleichs u.a. aus methodischer Sicht her in Betracht zu ziehen.
Der Komparatistik bzw. der vergleichenden Literaturwissenschaft wohnt seit dem 19. Jahrhundert eine unverkennbare und konstante Dynamik, die in der wissenschaftlichen Diskussion bis heute noch bemerkbar ist, inne. Aus diesem Grund sollen ihre Theoreme und epistemologischen Aspekte anhand der Dialogischen Theorie des Komparatisten Peter V. Zima bekannt gegeben und nachgegangen werden.
Der Erläuterung dessen, was sich heute als Vergleich bezeichnen lässt, liegt eine Typologie der komparatistischen Herangehensweisen zugrunde, die unterschiedliche Vergleichstypen impliziert, und die auch im Rahmen unseres Seminars definiert, veranschaulicht und miteinander weiterhin verglichen werden. Dies bedeutet, dass man mit dem sogenannten Metavergleich zu tun hat, was einen wichtigen Aspekt und Abschnitt des Seminars konstituiert.
Der Vergleich impliziert ein Drittes Anderes und zugleich das Dritte des Vergleichs (lat. tertium comparationis), das die Dynamik und das Kriterium jeglichen Vergleichsverfahrens per definitionem ausmacht. Dies soll beispielsweise im Rahmen einer Imagologie (oder Image-Forschung) untersucht werden. Dies hat zu Folge, dass der Vergleich Ideologien und Ideologeme (Ideologische "Einheiten") miteinander konfrontiert oder zumindest entlarvt. Darüber hinaus soll damit verstanden werden, dass der Vergleich zudem auf kulturelle Parameter (Kulturalität) angewiesen ist. Der Vergleich sowie Komparatistik sollen demgemäß dialogisch (und versöhnend) angesehen werden zwecks eines interdisziplinären Dialogs, den wir im Seminar durchreflektieren sollen.
Zum Schluss soll empirisch (textexemplarisch und anschaulich) vorgegangen werden, wobei unser Korpus aus den Novellen Heinrich v. Kleists Michael Kohlhaas und Christoph Heins Der neuere (glücklichere) Kohlhaas besteht. Beide Novellen sollen dann auf verschiedenen Ebenen miteinander verglichen werden, indem die filmische Adaption der Kohlhaas-Mythosfigur von Arnaud des Pallières im Kontext des inter- bzw. transmedialen Vergleichs inkludiert und aufgegriffen werden sollte
Ich freue mich sehr auf unsere Zusammenarbeit und wünsche Ihnen eine konstruktive, erfolgreiche und interessante Seminarerfahrung!
Dr. Ali Aberkane
Webinargegenstand - Vergleichsskizze:
Heinrich v. Kleist: Michael Kohlhaas
Christoph Hein: Der neuere (glücklichere) Kohlhaas
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